Politische Börsen haben kurze Beine – aber Wahlen werfen lange Schatten
Emittent / Herausgeber: Union Investment
/ Schlagwort(e): Marktbericht
Politische Börsen haben kurze Beine – aber Wahlen werfen lange Schatten
Frankfurt am Main, 27. Februar 2024 – „Die Geopolitik wird das Kapitalmarktjahr 2024 mitprägen.“ Damit rechnet Dr. Frank Engels, CIO und für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment. „Es steht ein globales Superwahljahr vor dem Hintergrund zweier Kriege mit weltweiter Ausstrahlung an. Je nach Wahlausgang könnten die Auswirkungen auf die Finanzmärkte erheblich sein.“ Wichtiger noch als die kurzfristigen Folgen für die Kapitalmärkte sind seiner Einschätzung nach die langfristigen Konsequenzen. „Politische Börsen haben zwar kurze Beine – aber manchmal werfen Wahlen auch lange Schatten.“ Europawahl im Juni: Rechtspopulistische Machtverschiebung voraus? Die Wahl zum Europäischen Parlament vom 6. bis zum 9. Juni könnte laut Engels einen Einfluss nach entsprechendem Muster ausüben: „Europawahlen haben typischerweise kaum einen kurzfristigen Effekt auf die Kapitalmärkte – und das dürfte 2024 nicht anders sein.“ Allerdings sieht er die Europäische Union (EU) derzeit vor vielen Herausforderungen. Denn: „Die Wettbewerbsfähigkeit Europas ist angeschlagen.“ Zudem weist Engels auf die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen hin. „Die Weltordnung ist heute durch die Rückkehr des Großmachtwettbewerbs zwischen den USA und China geprägt. Die EU tut sich schwer damit, hier eine einheitliche Position zu entwickeln und entschlossen die Konsequenzen daraus zu ziehen.“ Schließlich stehen der transatlantischen Anbindung an die Vereinigten Staaten wirtschaftliche Interessen in China gegenüber. „Diese offene Frage der Verortung zwischen zwei rivalisierenden Machtblöcken hat unmittelbare Auswirkungen auf die EU-Wirtschaft und hemmt das Wachstumspotenzial der Unternehmen“, stellt Engels heraus. Zudem dürfte der Wahlkampf um das US-Präsidentschaftsamt das Kapitalmarktsentiment mitbestimmen. „Unser wahrscheinlichstes Szenario ist entgegen den aktuellen Umfragen ein Sieg von Amtsinhaber Joe Biden und damit eine Fortführung der aktuellen Außen- und Wirtschaftspolitik“, analysiert Engels. „Für die Kapitalmärkte wäre diese Berechenbarkeit eine gute Nachricht.“ Auch unabhängig vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl geht der Kapitalmarktstratege davon aus, dass sich der Großmachtwettbewerb zwischen Washington und Peking verschärfen wird. „Die Interessen der beiden größten Handelsmächte der Welt liegen über Kreuz. In den nächsten Jahren wird sich die Rivalität zuspitzen, und das Risiko einer Eskalation wird zu einem ständigen Begleiter für die Kapitalmärkte werden.“ Mit Blick auf das laufende Jahr hält Engels diese Gefahr für vergleichsweise groß. „Unter dem neuen taiwanesischen Präsidenten Lai werden die Spannungen mit China zunehmen. Wir rechnen daher mit einem Anstieg der politischen Unsicherheit in dieser für die Weltwirtschaft sehr wichtigen Region.“ Eine vorübergehende Verschärfung der Risikoaversion ist damit jederzeit möglich. Zudem sieht Engels die Gefahr eines unbeabsichtigten „Unfalls“ im Zuge der verstärkten militärischen Aktivitäten des chinesischen Militärs rund um den Inselstaat. „Eine bewusste Eskalation erwarten wir aber kurzfristig nicht, dafür haben beide Seiten zu viel zu verlieren“, resümiert er. Mit dem Krieg in der Ukraine und den Auseinandersetzungen im Nahen Osten verfügen mindestens zwei weitere Konfliktherde über das Potenzial, die Kapitalmärkte in Aufruhr zu versetzen. „Die entscheidende Frage für die Finanzmärkte lautet, ob es zu Eskalationsspiralen kommt“, kommentiert Engels. „Wir gehen derzeit davon aus, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine regional begrenzt bleibt. Damit dürfte auch die Kapitalmarktwirkung begrenzt bleiben.“ Kapitalmarktumfeld aussichtsreich, aber Geopolitik mit Störpotenzial „Insgesamt ist das Kapitalmarktumfeld aussichtsreich, vor allem aufgrund der rein wirtschaftlichen Faktoren. Die weltweite Konjunktur dürfte sich 2024 erholen, angetrieben von den USA. Außerdem sollte die Inflation weiter sinken, was zu steigenden Realeinkommen führen wird“, fasst Engels zusammen. „Der Wachstums-Inflations-Mix spricht damit für chancenorientierte Anlagen wie Aktien. Jedoch ist die Welt geopolitisch fragiler geworden. Das werden die Kapitalmärkte vielleicht schon 2024 zu spüren bekommen“, fasst er zusammen. Zusatzmaterial zur Meldung: Datei: Charts Kapitalmartkausblick
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