GSC Research GmbH: ERWE Immobilien AG | Rating: Halten
Original-Research: ERWE Immobilien AG - von GSC Research GmbH
Einstufung von GSC Research GmbH zu ERWE Immobilien AG
Unternehmen: ERWE Immobilien AG
ISIN: DE000A1X3WX6
Anlass der Studie: Geschäftszahlen 2020
Empfehlung: Halten
seit: 15.04.2021
Kursziel: 4,15 Euro
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: 03.12.2020, vomals Kaufen
Analyst: Jens Nielsen
Bewertungsergebnis in 2020 durch Corona-Effekte gedrückt
Das abgelaufene Geschäftsjahr 2020 hat die ERWE Immobilien AG überraschend deutlich unter unseren letzten Schätzungen abgeschlossen. Ursächlich hierfür waren neben höher als erwartet ausgefallenen Kostensteigerungen auch inzwischen doch stärker ausgeprägte negative Effekte der Corona-Krise.
Diese betrafen zum einen das Bewertungsergebnis, das durch Zeitwertminderungen bei Einzelhandels- und Hotelflächen belastet wurde. Allerdings kam dabei mit 9,4 Mio. Euro immer noch ein signifikant positiver Wert zum Ausweis, während Mitbewerber mit Fokus auf reine Retail-Nutzungen Abwertungen ihres gesamten Immobilienbestands um 10 bis 11 Prozent vornehmen mussten. Zum anderen gestaltete sich die Vermarktung vermietungsfähiger Flächen angesichts der Corona-bedingt verhaltenen Nachfrage schwierig. Zu Mietrückständen kam es bei ERWE jedoch unverändert nur in Einzelfällen, während der Retail-orientierte Wettbewerb von Rückstandsquoten um 10 Prozent berichtete.
Auch das laufende Jahr dürfte maßgeblich durch die COVID-19-Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen geprägt werden. Der Wohnimmobilienmarkt ist hiervon nicht betroffen. Jedoch wurde der langjährige Trend steigender Büromieten durch das Corona-bedingte verstärkte Arbeiten vom Homeoffice gebrochen. Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit sich diese Tendenz auch nach einem Abklingen der Pandemie fortsetzen wird. So wollen laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft nur 6,4 Prozent der Firmen in diesem Jahr ihre Büroflächen reduzieren.
Die Hotelbranche dürfte erst bei einer nachhaltigen Aufhebung der internationalen Reisebeschränkungen und weitgehenden Rückkehr zu einer (neuen) Normalität wieder an ihr Vorkrisenniveau anknüpfen können. Beim Einzelhandel wird der Strukturwandel in den deutschen Innenstädten indes durch die Corona-Krise und den damit verbundenen Siegeszug des Onlinehandels massiv vorangetrieben. Laut einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) hat die Pandemie den Umbruch um sieben bis acht Jahre beschleunigt, die Forscher rechnen bis 2023 mit der Schließung von 80.000 Läden. Der Handelsverband Deutschland (HDE) erwartet sogar bis zu 120.000 Geschäftsaufgaben.
Die Kommunen werden sich jedoch dafür einsetzen, ihre Innenstädte am Leben zu erhalten. Dabei ist mit zunehmenden Umstrukturierungen der bisher eher monothematischen Einzelhandelsnutzungen auf neue Mischkonzepte aus Retail, Dienstleistungen, Kultur, Bildung, Freizeit und Wohnen zu rechnen. Hier steht das über eine jahrzehntelange Branchenerfahrung verfügende ERWE-Management mit seiner Expertise im Bereich der Revitalisierung und Neupositionierung von Immobilien bereit, um diesen Umstrukturierungsprozess aktiv zu begleiten.
Dabei bietet die aktuelle Krise auch weiterhin große Chancen für aussichtsreiche Neuinvestments. So will die Gesellschaft ihr mit knapp 193 Mio. Euro bilanziertes Immobilienvermögen in den nächsten drei bis fünf Jahren mindestens verdoppeln. Zudem bergen vor allem die Projektentwicklungen in Krefeld und Friedrichsdorf bereits in diesem Jahr noch erhebliches Wertsteigerungspotenzial.
Insgesamt bekräftigen wir daher unsere Überzeugung von der Tragfähigkeit und Potenzialstärke des ERWE-Geschäftsmodells mit Konzentration auf zeitgemäße und zukunftsfähige Mischnutzungskonzepte mit einer gut gestreuten Risikostruktur. Auf Basis des von uns ermittelten fairen Werts nehmen wir unser Kursziel für die Aktie des Immobilienspezialisten zwar etwas auf 4,15 Euro zurück, bestätigen aber auf dem aktuellen Kursniveau unsere „Halten“-Einstufung. Da das Handelsvolumen infolge des geringen Streubesitzes auch nach der Ende 2020 erfolgten Aufnahme in den Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse weiterhin gering ist, sollten Orders stets limitiert erteilt werden.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden: http://www.more-ir.de/d/22319.pdf
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