Montega AG: Schweizer Electronic AG | Rating: Halten
Original-Research: Schweizer Electronic AG - von Montega AG
Einstufung von Montega AG zu Schweizer Electronic AG
Unternehmen: Schweizer Electronic AG
ISIN: DE0005156236
Anlass der Studie: Update
Empfehlung: Halten
seit: 12.08.2020
Kursziel: 10,00
Kursziel auf Sicht von: 12 Monaten
Letzte Ratingänderung: -
Analyst: Patrick Speck
Schweizer Electronic hat am Freitag den Bericht für H1 2020 vorgelegt und in einem Earnings Call weitere Details präsentiert. Ende Juli waren bereits vorläufige Zahlen sowie eine Anpassung der Guidance bekannt gegeben worden.
Markteinbruch schlägt voll auf Erlöse durch: In H1 verzeichnete Schweizer angesichts der massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Automobilindustrie und die damit verbundenen Produktionsstops der OEMs einen Umsatzrückgang um 24,7% yoy auf 45,4 Mio. Euro. Für Q2 impliziert dies einen Einbruch i.H.v. 42,4% yoy auf 17,9 Mio. Euro, womit das Minus immerhin geringfügig kleiner ausfiel als vom Vorstand noch Mitte Mai in Aussicht gestellt („mindestens 50%“). Insgesamt entwickelte sich das Unternehmen damit u.E. weitgehend markkonform (globale Fahrzeugproduktion Q2: ca. -45%). Da die Stornierungen von Aufträgen das Volumen an Neuaufträgen kurzfristig überstiegen, verzeichnete Schweizer in Q2 einen Auftragsverlust von 7,0 Mio. Euro, wodurch sich der Auftragsbestand per Ende Juni auf 96,0 Mio. Euro reduzierte (31.03.: 121,0 Mio. Euro).
Marge fällt drastisch: Das Q2-EBITDA lag mit -4,1 Mio. Euro angesichts der Corona-Hauptlast in den Monaten April und Mai erwartungsgemäß noch deutlich unterhalb des Q1- Ergebnisses (-1,6 Mio. Euro). Allerdings fiel auch der Margenschwund auf -22,7% nochmals erheblich drastischer aus (-26,4%-Punkte yoy vs. Q1: -5,3%-Punkte yoy). Auf Halbjahressicht (EBITDA -5,6 Mio. Euro vs. Vj.: 1,0 Mio. Euro) ist ein signifikanter Teil der negativen Entwicklung auf Sondereffekte i.H.v. insgesamt rund 4,2 Mio. Euro insbesondere aus der laufenden Restrukturierung sowie dem Ramp-Up in Jintan zurückzuführen. Letzteres sollte bei einem Umsatz-Etappenziel 2020 in China von 6 Mio. Euro (MONe) in H2 zumindest nicht weiter belasten. Dagegen wird das EBIT durch die anziehenden Abschreibungen (Q2: 2,3 Mio. Euro vs. Q1: 1,6 Mio. Euro) nun zusätzlich gemindert und ging in Q2 überproportional stark auf -6,4 Mio. Euro zurück (Vj.: -0,6 Mio. Euro.
Liquidität weiterhin ausreichend: Infolge des Periodenverlustes (H1: -9,7 Mio. Euro) sowie weiterer Kreditaufnahmen aus dem lokalen Bankenkonsortium in China (+5,6 Mio. Euro) reduzierte sich die EK-Quote auf 21,2% (31.12.: 24,1%). Auch die Liquiden Mittel nahmen u.a. aufgrund des negativen operativen Cashflows (H1: -5,6 Mio. Euro) sowie der vor allem für den Werksaufbau in China notwendigen Investitionen (Investitions-Cashflow H1: -9,7 Mio. Euro) weiter ab und beliefen sich per Ende Juni auf 21,8 Mio. Euro (31.12.: 34,4 Mio. Euro). Allerdings verfügt Schweizer darüber hinaus noch über ungenutzte Kreditlinien i.H.v. 43,6 Mio. Euro (inkl. KfW-Kredit), so dass sich die Liquiditätsreserve gegenwärtig auf knapp 66 Mio. Euro beläuft und weiterhin als ausreichend einzuschätzen ist. Nichtsdestotrotz zeigte sich der Vorstand nach wie vor offen für kapitalstärkende Maßnahmen wie beispielsweise die Beteiligung eines weiteren strategischen Investors.
Langsamere Sektor-Erholung führt zu pessimistischerer Guidance: Aktuelle Prognosen des VDA lassen für 2020 einen Rückgang der PKW-Produktion um 25% erwarten, womit sich die für H2 antizipierte Erholung nur langsam vollziehen würde. Auch Schweizer geht auf Basis der gefestigten Erkenntnisse anstelle der bislang zweigeteilten Guidance nun lediglich vom pessimistischen Szenario aus und passte die Prognosen diesbezüglich sogar noch nach unten an. Der Konzernumsatz dürfte demzufolge um ca. 23 bis 28% sinken (zuvor: -20 bis -25%) und die EBITDA-Marge zwischen -8 bis -12% liegen (zuvor: -4 bis -8%). Dies entspräche einem EBITDA von ca. -7 bis -11 Mio. Euro, sodass wir unsere Schätzungen reduzieren.
Ab 2021 erwartet Schweizer weiterhin deutlich positive Impulse, allerdings sehen wir unsere bisherige Umsatzplanung auch ab 2021 ff. als nicht mehr realistisch an. Vielmehr gehen wir davon aus, dass das Stammwerk Schramberg erst ab 2022 wieder das Vorkrisenniveau erreicht (MONe Umsatz 2022: 89 Mio. Euro) und das Wachstum in China etwas langsamer vonstattengeht (Umsatzbeitrag 2021e: 25 Mio. Euro vs. zuvor: 33 Mio. Euro), da neben dem im Mai 2019 verkündeten Großauftrag von Continental (SOP 2021) in einem äußerst schwierigen Marktumfeld bislang noch keine bedeutenden Embedding-Aufträge vermeldet werden konnten.
[Grafik]
Unverändert soll auf Basis einer verminderten Kostenbasis auf Konzernebene in 2021 wieder der Break Even auf EBITDA-Level überschritten werden. Hierzu nimmt Schweizer weitere Kosteneinsparungsmaßnahmen insbesondere im Personalbereich am Standort Schramberg sowie Anpassungen der Investitionsplanungen vor. So avisierte der CFO für H2 niedrigere Investitionen, was auf Gesamtjahressicht ein CAPEX-Volumen von rund 15 Mio. Euro ergeben soll (MONe zuvor: 17,0 Mio. Euro). Die Visibilität unserer Umsatz- und CAPEXPlanung halten wir aufgrund der u.E. unsicheren Auslastungssituation an beiden Standorten gegenwärtig jedoch für gering.
Chinesischer Automarkt macht Hoffnung: Allerdings verfügt Schweizer angesichts der weitgehend plangemäßen Umsetzung der Investitionsphase 1 in China nun auch vor Ort über hocheffiziente Fertigungsstrukturen, was die Wettbewerbsqualität u.E. wesentlich stärkt. Zudem zeigte sich der chinesische PKW-Markt nach Angaben des Branchenverbands PCA im Juli weiter auf Erholungskurs (Absatz +7,9% yoy). Gepaart mit den neuesten Vertriebskooperationen im asiatischen und amerikanischen Raum sollte das Unternehmen perspektivisch zudem auch die Kundenbasis deutlich verbreitern können.
Fazit: Für die Entwicklung des Sektors zeichnet sich im globalen Maßstab mehr und mehr ein wenig schwungvolles H2 ab, zudem drohen u.E. jederzeit neuerliche Corona-bedingte Rückschläge. Dies kommt für Schweizer zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und fällt zusammen mit der Schaffung signifikanter Neukapazitäten, deren Auslastungsgrad zumindest kurzfristig fraglich erscheint. Hoffnung macht in diesem Zusammenhang allerdings die jüngste Erholung des chinesischen Automobilmarkts. Insgesamt fehlen u.E. trotz des erheblichen Potenzials des Unternehmens zurzeit jedoch noch nachhaltige kursbelebende Impulse. Nach Anpassung der Prognosen reduzieren wir das Kursziel auf 10,00 Euro (zuvor: 11,00 Euro) und bestätigen das Rating „Halten“.
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Über Montega:
Die Montega AG ist eines der führenden bankenunabhängigen Researchhäuser mit klarem Fokus auf den deutschen Mittelstand. Das Coverage-Universum umfasst Titel aus dem MDAX, TecDAX, SDAX sowie ausgewählte Nebenwerte und wird durch erfolgreiches Stock-Picking stetig erweitert. Montega versteht sich als ausgelagerter Researchanbieter für institutionelle Investoren und fokussiert sich auf die Erstellung von Research-Publikationen sowie die Veranstaltung von Roadshows, Fieldtrips und Konferenzen. Zu den Kunden zählen langfristig orientierte Value-Investoren, Vermögensverwalter und Family Offices primär aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg. Die Analysten von Montega zeichnen sich dabei durch exzellente Kontakte zum Top-Management, profunde Marktkenntnisse und langjährige Erfahrung in der Analyse von deutschen Small- und MidCap-Unternehmen aus.
Die vollständige Analyse können Sie hier downloaden: http://www.more-ir.de/d/21335.pdf
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